Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche soll nun Friedenskirche heißen. Über das Böse ist ein Buch von Hannah Arendt. Eine Ra­dio­sen­dung im NDR, Philosophie im Salon: Rückblick und Ausblick, Der 17. Dies macht, wie Julia Schulze Wessel betont, ihr Eichmann-Buch zu einem „Stück ihrer politischen Theorie“.3 Inwieweit dieser Versuch gelungen und Arendts Analyse des nationalsozialistischen Vernichtungsapparates zutreffend ist, bleibt bis heute jedoch umstritten. Sowie: „Hegel und der Rassismus“. Interview mit dem Theologen Prof. Wilhelm Gräb, Gegen Hysterie und Nervosität: Was Fasten heute bedeutet. Die Reformation muss weitergehen. Einleitung. Ein Interview mit Prof. Wilhelm Gräb, Gotteslästerung: Sinn und Unsinn, ein Interview mit Prof. Wilhelm Gräb, Ostern – Karfreitag – Karsamstag: „Der ohnmächtige Gott der Liebe“. Der Massenmörder gehört vor ein internationales Tribunal, in: ZEIT, 17.6.1960; als Überblick vgl. Jesus am Kreuz: Eine Ra­dio­sen­dung RBB Kultur. Ein kritischer Essay, Frankfurt a.M. 2001; Michael Wildt, Generation des Unbedingten. mit einem einleitenden Essay von Hans Mommsen 1986; zahlreiche weitere Ausgaben und Auflagen. Die Seitenzahlen der Zitate folgen der 8. 13 Siehe z.B. Ein Interview mit Prof. Wilhelm Gräb, Humboldt Universität, Der menschliche Gott – Interview mit Prof. Wilhelm Gräb, Liberale Theologie: Was für sie zählt, ist der Mensch. Oktober: Hannah Arendt wird als Tochter des Ingenieurs Paul Arendt und dessen Frau Martha (geb. Hannah Arendts Bericht aus Jerusalem, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe, 6 (, Das Recht, Eichmann zu richten. Arendt war 1961 als Reporterin für das Magazin «The New Yorker» beim Prozess gegen Adolf Eichmann in Jerusalem zugegen, einem der wichtigsten Drahtzieher des Holocausts. „Mit dem Eichmann-Prozeß und dem Auftauchen des Zeugen als Erinnerungs-Mensch, der belegen konnte, daß die Vergangenheit war und nach wie vor ist“, betont Annette Wieviorka, „wurde der Genozid zu einer Abfolge individueller Erfahrungen, mit denen die Öffentlichkeit sich identifizieren konnte.“10 Auch dies war von der israelischen Staatsanwaltschaft ausdrücklich beabsichtigt gewesen. Böses, begangen von Menschen ohne jedes Motiv. In Staatsanwalt Hausner sah sie nicht mehr als den verlängerten Arm des Ministerpräsidenten, der alles tue, „um seinem Herrn [Ben-Gurion] zu gehorchen“ (S. 28). Drei Fragen an Prof. Wilhelm Gräb, Für die Grenzgänger: Drei Fragen an Prof. Wilhelm Gräb, „Am wichtigsten ist die Religion der Menschlichkeit“. Das ist das eigentlich Böse an dieser Gestalt, dass diese Form des Absterbens von Verantwortung und Freiheit eigentlich immer wieder (bei allen Menschen) passieren kann. Das macht das Böse so erschreckend, da es wohl in allen angelegt zu sein scheint. März 1951 an Karl Jaspers. Bei Eichmann ist diese Fähigkeit der Verantwortung aber in einem langen Prozeß der Indoktrination von autoritären Verhaltensvorschriften Schritt für Schritt getötet worden. Interview mit dem Theologen Prof. Wilhelm Gräb, „Sinnvertrauen wecken“: Über religiöse Rede, „Ökumene jetzt“: Für und Wider zu einem Dokument, Grundvertrauen – die wahre Religion der Menschheit. Für Hannah Arendt stellten diese überflüssigen Menschen sozusagen die Basis dar, aus der die Mörderbande der Nazis ihre „Mitstreiter“ holten. Autor Helge Hesse erklärt die Bedeutung von Hannah Arendts Berichten zum Eichmann-Prozesse und erläutert die oft kritischen Reaktionen darauf. Ihr Alternativvorschlag, dass Eichmann nicht von einem israelischen Gericht abgeurteilt werden sollte, sondern aufgrund der ihm vorgeworfenen „Verbrechen an der Menschheit“ (S. 318) von einem internationalen Tribunal, hatte dabei durchaus seine Berechtigung und wurde auch von anderer Seite vorgebracht,9 war letztlich aber unrealistisch und unerfüllbar. Interview mit Prof. Wilhelm Gräb, Liberale Theologie als Befreiungstheologie?Aus dem Grundvertrauen handeln, Meinen Tod annehmen – meinen Tod sterben dürfen. Damit zeigt sich die Radikalisierung des Antisemitismus paradoxerweise gerade in der Banalität der Täter.“15. Ohne Emotionen kein Verstehen der Kulturen, Die Volksreligionen kritisieren: Über David Hume anläßlich seines Todestages am 25.8.1776, Für eine demokratische, republikanische Kirche: Erinnerungen an Abbé Grégoire, Georgiens Philosoph der Freiheit: Merab Mamardaschwili. Denn es wütet, so ihr Bild, als das extreme Böse „wie ein Pilz auf der Oberfläche, der sich rasant verbreiten kann, wenn man den Pilz nicht ausreißt“, so Hannah Arendt in einem Brief an Gershom Scholem(vgl. Bereits Raul Hilberg, dessen Pionierstudie „Die Vernichtung der europäischen Juden“ Arendt als eine wichtige Grundlage für ihren Bericht aus Jerusalem herangezogen hatte, wandte sich entschieden gegen die Interpretation der Person Eichmanns als eines geistig beschränkten Bürokraten.12 Und auch die neuere Forschung zu Eichmann und anderen NS-Tätern hat sich von Arendts Interpretation distanziert.13 So begegnet uns Eichmann in David Cesaranis Biographie als ein ehrgeiziger Nationalsozialist, der die Vernichtung perfektionierte – von der Überzeugung getrieben, dass es sich bei „den Juden“ um „Feinde Deutschlands“ handle.14, Unterstützer von Arendts Thesen argumentieren hingegen, dass es eine Fehlinterpretation sei, Arendt würde Eichmann verharmlosen. Peter Krause, Der Eichmann-Prozeß in der deutschen Presse, Frankfurt a.M. 2002, S. 146-166. 1), S. 17-34, hier S. 17. ), Die Kontroverse. Zu einem neuen Buch des Theologen Hans Kessler. Joachim Fest im Gespräch mit Hannah Arendt, SWR Stuttgart, Sendedatum: 9.11.1964. Oder an „Überflüssige“ in den Slums der Großstädte Aftikas und Asiens… Das ist das eigentlich Böse an dieser Gestalt, dass diese Form des Absterbens von Verantwortung und Freiheit eigentlich immer wieder (bei allen Menschen) passieren kann. 3 Fragen an Wilhelm Gräb, Die Reformation braucht eine Reformation. Und dieser menschliche Mensch besitzt eigentlich und immer die Fähigkeit, sich zu entscheiden und Verantwortung zu übernehmen. Damit wandte sich Arendt dezidiert gegen das erklärte Ziel des damaligen israelischen Ministerpräsidenten David Ben-Gurion und des Staatsanwalts Gideon Hausner, den Prozess auch dazu zu nutzen, die Weltöffentlichkeit an die Ermordung von Millionen Juden zu erinnern und gleichzeitig die Bedeutung des Staates Israel für die Sicherheit der Juden in der ganzen Welt zu unterstreichen.8 Arendt meinte, dass das Verfahren gegen Eichmann dadurch einen „Schauspielcharakter“ bekomme (S. 32). Drei Fragen an Prof. Wilhelm Gräb, Berlin, A-theistisch an Gott glauben. Im Buch Eichmann in Jerusalem prägte sie den Begriff der Banalität des Bösen, welcher auch in diesem Buch eine zentrale Rolle spielte. 10 bei Ingeborg Normann, S. 94). Ihre Berichterstattung löste heftige Kontroversen aus, die bis heute andauern. 5 Vgl. So versuchte Probst Heinrich Grüber, der als einziger deutscher Zeuge in Jerusalem gegen Eichmann ausgesagt hatte, die Veröffentlichung des Buches in der Bundesrepublik zu verhindern, da er den Bericht als verharmlosend empfand.6 Gershom Scholem, ein Freund aus alten Tagen, warf Hannah Arendt nicht nur einen „herzlose[n], ja geradezu hämische[n] Ton“ vor, einen „unangemessenen“ „Stil der Leichtherzigkeit“, sondern auch einen Mangel an „Herzenstakt“ und „Liebe zu den Juden“ sowie fehlende Solidarität mit Israel.7. Für religionsphilosophisch Interessierte ist bedeutend, wie die katholische Kirche […], Eine Ra­dio­sen­dung von Christian Modehn am Karfreitag, am 2.4.2021 um 9.04 (bis 9.30) auf RBB Kultur Das kapitalistische System erzeugt förmlich permanent die überflüssigen Menschen, die zudem auch wissen, dass sie niemand braucht und vom System noch mit einer Minimalunterstützung manchmal noch gerade am Überleben erhalten werden. Interview mit Prof. Wilhelm Gräb, Vernünftig beten und meditieren: Spiritualität in der Sicht liberaler Theologie, Das Göttliche, in allen und allem. Besonders bei jüdischen Gruppen in den USA und in Israel stießen Arendts Ausführungen auf heftige Ablehnung. Dieser Täter (wie andere in der SS-Führung) ist banal, und gerade wegen dieser Alltäglichkeit beschreibbar und verstehbar und auf seinem Weg zum Schreibtischtäter „nachvollziehbar“. 4 Hannah Arendt am 4. Das spezifisch moderne Böse ist also nach Arendt im Gegensatz zu klassischen Formen des Bösen dadurch ausgezeichnet, dass es sich der Kommunikation, des Dialogs und der Erinnerung und Verantwortung entzieht. Damit meint sie: Die lebenden Leichname wurden „produziert“ vom Gesellschaftssystem, es sind die „Millionen Heimatlosen, Staatenlosen, Rechtlosen , wirtschaftlich Überflüssigen und sozial Unerwünschten“ (ebd.). Und es ist dieses Phänomen, das ich bezeichne als „Banalität des Bösen.“ Professor Miller Frau Arendt, Sie klammern den wichtigsten Teil der Kontroverse aus. Die zeitgenössische Kritik nahm an diesen Thesen jedoch Anstoß, weil sie darin eine Verharmlosung der Verbrechen und eine Relativierung der Verantwortung sah. Ein Interview in Zeiten der Krise mit dem Theologen Prof. Wilhelm Gräb, Über den „Gott der Vernunft“ – in Zeiten der Krise: Interview mit dem Theologen Prof. Wilhelm Gräb, Die heutige liberale Theologie: „Ein Appell zum Selberdenken“, „Vom Menschsein und der Religion“: Ein neues Buch von Wilhelm Gräb, Eine menschliche Religion. Arendt setzte sich darin grundsätzlich mit dem Wesen und den Bedingungen der von ihr als „Verwaltungsmassenmord“ (S. 17) bezeichneten Vernichtung der europäischen Juden und den Motiven der Täter auseinander. Im Buch Eichmann in Jerusalem prägte sie den Begriff der Banalität des Bösen, welcher auch in diesem Buch eine zentrale Rolle spielte. Ein Vortrag von Wilhelm Gräb, Weiter denken: Wer ist mein Nächster? S. 197ff. Kardinal Joachim Meisner duldete als „Marienkind“ sexuellen Missbrauch. Ratzingers Herrschaft – eine Katastrophe. In der Fülle an Literatur über Strafprozesse gegen nationalsozialistische Gewaltverbrecher nimmt ein Buch einen besonderen Platz ein: Hannah Arendts „Eichmann in Jerusalem“. 10. ein Interview mit Prof. Wilhelm Gräb, Die Reformation geht weiter: Der Theologe Wilhelm Gräb über ein angeblich „schwieriges Fest“ (2017), Glauben ohne Angst. Warum ist die Ewigkeit verschwunden? 444ff., und Hanna Yablonka, The State of Israel vs. Adolf Eichmann, New York 2004. Solche heftigen Reaktionen bezogen sich vor allem auf drei Aspekte von Arendts Buch: erstens auf ihre Kritik an der Prozessführung, zweitens auf die These von der „Banalität des Bösen“ und drittens auf die Bewertung der Rolle der Judenräte im Vernichtungsprozess. Theologie für die Öffentlichkeit? 14. Zur Gegenwart der Mystik. Karfreitag 2.4.2021 um 9.00 Uhr. 1 Siehe insbesondere Hans E. Holthusen, Hannah Arendt, Eichmann und die Kritiker, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 13 (1965), S. 178-190; Friedrich A. Krummacher (Red. Hannah Arendt, Eichmann in Jerusalem. : Eichmann in Jerusalem. Dieser Blick, unverstellt und ohne ideologische Brille Phänomene zu sehen, wird wirksam in ihrer Beobachtung des Prozesses gegen Eichmann in Jerusalem 1961. Drei Fragen an Prof. Wilhelm Gräb, Das Göttliche ist auch weiblich. 1988 schrieb Ingeborg Bordmann (in: Freibeuter, Heft 36, 1988, S. 86): „Hannah Arendt versucht nicht, Eichmann zu entlarven, also eine verborgene Wahrheit hinter seinen Worten zu finden, sondern sie achtet darauf, wie Eichmann sich verhält, wie er redet, wann er stockt, verstummt oder in plötzliche emphatische Selbstdarstellung verfällt….Er erinnert sich nur an die Situationen, die mit den Wendepunkten seiner Karrriere zusammenfallen“. Die Pariser Commune begann am 18. November 1910, Katastrophen abwenden: Zur Aktualität des russischen Philosophen Nikolaj Berdjajew, Der heilige Rummelplatz der guten Bürger: Über den Maler Hans Baluschek, Glauben ist die Lust zu denken! Drei Fragen an Prof. Wilhelm Gräb, Keine Angst vor der Auswahl „heiliger Texte“. Von Prof. Wilhelm Gräb, Auf die Gestaltung der Gesellschaft kommt es an. Während zum Beispiel Hans Mommsen in seinem Vorwort Arendts Charakterisierung der „Endlösung“ als „eines gleichsam automatisierten Prozesses“ zustimmte (S. VI), kritisierte unter anderem Moishe Postone, dass Arendt die Besonderheit des nationalsozialistischen Antisemitismus und des Holocaust verwische.4, Die enorme Resonanz auf die Artikelserie und vor allem auf das Buch war in weiten Teilen durch sehr kritische Stimmen geprägt, wobei das Wort von der „Banalität des Bösen“ mit den Jahren zu einem feststehenden Begriff wurde, der sich aber zusehends aus seinem ursprünglichen Zusammenhang löste und dadurch an Schärfe einbüßte. Inhaltsverzeichnis. Vielmehr unterstellte Arendt den „jüdischen Funktionären“, die ihnen von den Nationalsozialisten zugewiesene „Macht“ nicht selten sogar genossen oder durch die Zusammenarbeit nur ihr eigenes Überleben gesichert zu haben (S. Jahrhunderts. 2), S. 4 Moishe Postone, Hannah Arendts „Eichmann in Jerusalem“: Die unaufgelöste Antinomie von Universalität und Besonderem, in: Smith, Arendt Revisited (Anm. Einleitung. In seinem Buch „Die Kultur des neuen Kapitalismus“ geht es ihm darum aufzuweisen, wie die neue Kultur, die von der New Economy der 1990er Jahre ausgeht, zu tief greifenden Veränderungen auf gesellschaftlicher und individueller Ebene führen. 1), S. 264-290. Fahrig, nervös, folgte der Mann dem Prozessverlauf, korrekt antwortend, sich der Situation, dem Lauf der Dinge offensichtlich fügend. Eichmanns gesamtes Handeln sei mehr von „Gedankenlosigkeit“ als von innerer Überzeugung bestimmt gewesen. Republik herrschten. Siehe u.a. (S. 686, Serie Piper). Schwer nachzuvollziehen ist aus heutiger Perspektive zudem Arendts Kritik an der Rolle der Zeugen im Prozess. • Recherche in der amerikanischen Forschungsbibliothek des Kongresses: Library of Congress (englisch) Diese Kritik hat Arendt in einem Antwortschreiben an Scholem von sich gewiesen, da sie grundsätzlich kein „Volk oder ‚Kollektiv‘“ liebe (20.7.1963, in: ebd., S. Siehe im selben Band auch Anson G. Rabinbach, Hannah Arendt und die New Yorker Intellektuellen, S. 33-56. / Eichmann oder Von der Banalität des Bösen. Clio-online – Historisches Fachinformationssystem e.V. 3 Fragen an Wilhelm Gräb, Leere Kirchen – lebendige Spiritualität. Cohn) in Linden (bei Hannover) geboren. https://zeithistorische-forschungen.de/1-. 2 So z.B. Aufl. However, republication can only be granted with prior written consent of the above-named rights holders. Auch wenn der Vorwurf nicht von der Hand zu weisen ist, der Prozess sei von der israelischen Regierung politisch instrumentalisiert worden, so wirken Arendts Attacken überzogen. Drei Fragen an Prof. Wilhelm Gräb, Sollen wir an der Idee des Fortschritts auch heute festhalten? Ein Interview mit Prof. Wilhelm Gräb. Und Hannah Arendt geht noch weiter: Nicht die Zuverlässigen, die Treuen, die Stützen und gehorsamen Bürger sind diejenigen, die dem moralischen Zusammenbruch widerstehen. Es wird, so Arendt weiter, begangen von Menschen, die sich weigern Individuen zu sein und es ist exakt dieses Phänomen, was sie als „Banalität des Bösen“ bezeichnet. This work may be copied and redistributed for non-commercial purposes. Theo Sommer, Das Recht, Eichmann zu richten. Drei Fragen an Prof. Wilhelm Gräb, Von den Lebensfragen ausgehen: Das zentrale Projekt der Theologie. Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 2, Philipps-Universität Marburg (Fachgebiet Völkerkunde), Veranstaltung: Das Böse in den Kulturen, Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Ausarbeitung wird Hannah Arendts Buch: Eichmann in Jerusalem: Ein Bericht über die Banalität des Bösen im Mittelpunkt stehen. Drei Fragen an Prof. Wilhelm Gräb. Die Banalität sah Hannah Arendt darin, dass das Böse von ganz normalen Menschen verübt wird, dass keine Monster oder Teufel am Werk sind. Kaum ein anderes Werk zu diesem Thema hat derart kontrovers geführte und lange nachwirkende Diskussionen ausgelöst.1 Bis heute wird Arendts Buch als eines der ersten zur Hand genommen, wenn es um den 1961 in Jerusalem durchgeführten Prozess gegen Adolf Eichmann geht, den ehemaligen SS-Obersturmbannführer und Leiter des für die Organisation der Vertreibung und Deportation der Juden zuständigen Referats des Reichssicherheitshauptamtes. 4 Hannah Arendt am 4. Claude Lanzmanns neuer Film: Über Rabbi Benjamin Murmelstein, u.a. Die beispiellosesten Verbrechen der Menschheit werden von den gewöhnlichsten Leuten begangen. Drei Fragen an Prof. Wilhelm Gräb, Im Anblick der Flüchtlinge: Freundlichsein – wie Spiritualität lebendig ist. 17 So die These von Harald Welzer, Täter. von Thomas Sparr, München 1995, S. 95-100, hier S. 96f. Schlußbetrachtung. Ohne Überzeugungen, ohne bösen Charakter oder dämonischen Willen, von menschlichen Wesen, die sich weigern Individuen zu sein. März 1871, sie wurde von der Regierung in Versailles niedergeschlagen und endete schon am 28. Darauf versucht der Beitrag […], Hans Blumenberg und die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach. Dass Eichmann nicht ideologisch motiviert und im eigentlichen Sinne des Wortes nicht wirklich „böse“ gewesen sei, machte seine Taten aus Arendts Sicht jedoch nicht weniger schrecklich. Das zeitgenössische Argument, man habe mit Eichmann und den Nationalsozialisten partiell kooperiert, um möglichst viele Juden zu retten und das Schlimmste wenigstens hinauszuzögern, ließ sie nicht gelten (S. 211-216). Ein Bericht von der Banalität des Bösen“ veröffentlicht im Jahre 1963, sagen wollte, dass der Böse an sich selbst sehr zu banal ist, und Eichmann war einer der Opfer dieser Banalität. Anläßlich der Frankfurter Buchmesse 2018. Antworten Melden A Report on the Banality of Evil, New York: Viking/London: Faber and Faber 1963; dt. In: Hannah Arendt/Karl Jaspers: Briefwechsel 1926-1969. Zum 31. Vor dem Hintergrund dieser schweren Vorwürfe und der scharfen Kritik Arendts an der israelischen Prozessgestaltung überrascht es nicht, dass ihr Buch in Israel lange Zeit nicht veröffentlicht wurde: Erst im Sommer 2000 erschien eine hebräische Ausgabe. Im Untertitel ihres Buches »Eichmann in Jerusalem« spricht Hannah Arendt von der »Banalität des Bösen«. Herausgegeben von Lotte Köhler und Hans Saner. vom „Judenrat“ im Ghetto Theresienstadt. Voltaire zeigt: Der christliche Glaube sollte sich von vielen Dogmen befreien. Zum neuen Film von Roy Andersson. Siehe zur Kritik Scholems auch Stéphane Mosès, Das Recht zu urteilen: Hannah Arendt, Gershom Scholem und der Eichmann-Prozeß, in: Smith, Arendt Revisited (Anm. Freiburg 2007, S. 1. Übers. Antworten Melden Von Prof. Wilhelm Gräb, Vom Recht und von der Pflicht zum Widerstand. Anläßlich seines Todestages am 20. Der Originaltitel lautet Some Questions of Moral Philosophy und erschien zuerst in dem Band Responsibility and Judgment, den ihr früherer wissenschaftlicher Assistent und Leiter des Hannah Arendt Centers New York Jerome Kohn 2003 aus … Das ist Hannah Arendts überzeugendes Argument! Aus ihrer Perspektive war der Prozess weniger darauf ausgerichtet, die persönliche Beteiligung und Schuld des Angeklagten festzustellen, sondern hatte vor allem eine „ganze Reihe politischer Nebenabsichten“ zum Ziel, die den Gerichtshof überforderten, „der nur zu einem Zweck zusammentritt, nämlich dem, Recht zu sprechen“ (S. 301). Berühmt wird Hannah Arendt durch ihre Aufzeichnungen des Eichmann-Prozesses, in welchen sie von der „Banalität des Bösen“ spricht. Der Bericht kann auch als ein Versuch Arendts gewertet werden, ihre grundlegenden theoretischen Überlegungen zum Totalitarismus auf den konkreten Fall Eichmann anzuwenden und deren Gültigkeit zu prüfen. 6 Vgl. ), Der Eichmann-Prozeß, Wien 1964. Freiburg 2007, S. 1. Adolf Eichmann. Inidviduelle Arbeit am Sinn der Geschichte. Drei Fragen an Prof. Wilhelm Gräb, Eine Theologie, die gut über den Menschen redet. Gerade der Eichmann-Prozess kann als ein wichtiges Schlüsselereignis gelten, das den Opfern Gesichter und Stimmen gab und die Fixierung auf die Täter und ihre Motive in Frage stellte. Wirkte bereits Hannah Arendts Kritik an der Prozessführung der israelischen Justiz für nicht wenige Leser ihres Berichtes unangemessen, so waren ihre Ausführungen zur Person Eichmanns für viele vollkommen unverständlich. Aus heutiger Perspektive bleibt von Arendts Prozessbericht aus Jerusalem und der anschließenden Kontroverse vor allem die Frage nach dem „Wesen“ Eichmanns und seiner Taten aktuell: War Eichmann ein fanatischer Antisemit und überzeugter Nationalsozialist, wie der israelische Staatsanwalt argumentierte? Berühmt wird Hannah Arendt durch ihre Aufzeichnungen des Eichmann-Prozesses, in welchen sie von der „Banalität des Bösen“ spricht. 9 In der bundesdeutschen Öffentlichkeit wurde ebenfalls darüber diskutiert, wo und von wem der Prozess gegen Eichmann durchgeführt werden sollte. Das banale Böse ist in Hannah Arendts Sicht eigentlich wiederholbar. Ein Projekt, Zu einigen Filmen für die ARD von Christian Modehn. Es enthält eine Vorlesung in vier Teilen, die sie 1965 an der New School for Social Research in New York City gehalten hat. Damit wollte Hannah Arendt – entgegen vielfacher und tief verletzender Polemik – gerade NICHT den Völkermord an den Juden durch die Nazi Herrschaft als banales Geschehen darstellen. For the use of photographs, audio and video material included in the articles note the stated terms of licence and the rights holders. 9, Hannah Arendt und die Banalität des Bösen, Benedikt XVI. Hannah Arendt, Eichmann und die Juden, München 1964 (darin Beiträge u.a. Ein Bericht von der Banalität des Bösen, München: Piper 1964, 4. Die Auferstehung der Menschen verstehen: Ein Beitrag zu Ostern. Abschiedsvorlesung von Prof. Wilhelm Gräb, Berlin, Warum ist es gut, gut zu sein? Drei Fragen an Prof. Wilhelm Gräb, Von der Lust zu reisen: Über Orte der Sehnsucht. Und […], Eine Leseempfehlung im Umfeld des „Weißen Sonntags“ am 11.April 2021, an dem Tag endet die „Osteroktav“, wie es in den liturgischen Kalendern vermerkt wird…C.M. Für Hausner war es „der einzige Weg, die Katastrophe überhaupt zu konkretisieren“.11 Für Arendt hingegen war der „Zeugenaufmarsch“ (S. 268) zur Klärung des Sachverhalts und zur Aburteilung Eichmanns nicht notwendig. Mai 1871.Die Communarden wagten es, eine eigene demokratische Stadtverwaltung mit demokratischen Strukturen aufzubauen gegen den Willen reaktionärer Politiker, die zu Beginn der 3. Anstoß nahm die Kritik schließlich an Arendts Ausführungen zur Rolle der Judenräte bei der Umsetzung der NS-Vernichtungspolitik.16 Den „jüdischen Führer[n]“ warf Arendt vor, durch ihren geringen Widerstand und eine zu schnelle Fügsamkeit gegenüber den Nationalsozialisten „bei der Zerstörung ihres eigenen Volkes“ mitgewirkt zu haben (S. 153). Leo Tolstoi als Philosoph. Hannah Arendt interpretiert ihr Buch. Das macht das Böse so erschreckend, da es wohl in allen angelegt zu sein scheint. Denn auch die Henker und Täter fühlten sich als Nihilisten, sie lebten in dem Gefühl, dass ihr Leben sinnlos und überflüssig ist. Was hält uns am Leben? Hannah Arendts politische Theorie des Antisemitismus, Frankfurt a.M. 2006, S. 231. Eichmann lebt in einer geschlossenen Welt, seine „standardisierten Ausdrucks- und Verhaltensweisen sind nicht korrigierbar durch den Kontakt mit der Realität… Sein Gewissen ist systemkonform“. 3 Julia Schulze Wessel, Ideologie der Sachlichkeit. Gideon Hausner, Gerechtigkeit in Jerusalem, München 1967; Dov B. Schmorak (Hg. – oberster Lehrmeister des Politischen. Ein prominenter Schüler Hannah Arends ist Richard Sennett. 12 Siehe z.B. Die Banalität des Bösen (Der Eichmann Prozess) von Hannah Arendt ist ein Buch über die Zerstörung des bewussten und tiefen Denkens in Hinblick auf den historischen Kontext des … Jahrhundert (Neiman, Seite 397, Suhrkamp). Nur wer das Böse „banalisiert“, also in den Alltag des Gewordenseins stellt, kann das Böse auch möglicherweise überwinden oder einschränken. 5 Amos Elon, Hannah Arendts Exkommunizierung, in: Smith, Arendt Revisited (Anm. Der Weg eines Holocaust-Forschers, Frankfurt a.M. 1994, S. 127ff. Sondern Eichmann ist ein banaler Durchschnittstyp, ein auf Gehorsam und Befehle empfangen und Befehle geben fixierter Bürokrat. Drei Fragen an Prof. Wilhelm Gräb, Der Glaube ist auch Poesie? Drei Fragen an Prof. Wilhelm Gräb, In der Nacht sehen wir mehr: Drei Fragen an Prof. Wilhelm Gräb. Von den Abgründen der Seele und dem Wahnsinn der Politik: Francois Mauriac. Vielmehr spricht sie dem Leid, das nicht durch Hass oder Sadismus, sondern allein durch Gedankenlosigkeit geschehen sei, jeden höheren Sinn und jede metaphysische Tiefe ab. 7 Scholem an Arendt, 23.6.1963, in: Gershom Scholem, Briefe, Bd. Sie ließen den ehemaligen SS-Obersturmbannführer in ihren Augen zu einem „Hanswurst“ werden, der sich nicht durch kalte Grausamkeit ausgezeichnet habe, sondern vor allem durch einen Mangel an Empathie und Vorstellungskraft (S. 83, S. 78). Glauben ist „einfach“: Was ist das Wesen des Christentums? März 1951 an Karl Jaspers. hierzu Claudia Bozzaro: Hannah Arendt und die Banalität des Bösen. hierzu Claudia Bozzaro: Hannah Arendt und die Banalität des Bösen. 1), S. 78-92. „Viel verläßlicher sind die Zweifler und Skeptiker, … weil sie daran gewöhnt sind, Dinge zu prüfen und sich eine eigene Meinung zu bilden…“(S. 92 in Freibeuter), Und dieser Banalität des Bösen in Form der „Schreibtischtäter“ begegnen wir heute vielfach, in der Kriegsführung, etwa im Einsatz von Drohnen, die ferngesteuert Bomben abwerfen und „eben“ zahllose „Kollateralschäden“ unter der Zivilbevölkerung bewirken. 2. Ihr Begriff der "Banalität des Bösen" hat kontroverse Debatten ausgelöst. Die Philosophin Susan Neiman (Direktorin des Einstein Forums in Potsdam) hält in ihrem Buch „Das Böse denken“ zu recht die Studie Hanna Arendts zur „Banalität des Bösen“ für den wichtigsten philosophischen Beitrag zum Problem des Bösen im 20. 3), S. 14f. Hannah Arendt warnt: Totalitäre Systeme können wieder „auftreten, wenn wieder hingenommen wird, dass es viele „überflüssige Menschen“ eben geben darf… Ihre Bezeichnung “Banalität des Bösen” sollte den Verbrechen der Nazis “keine teuflisch-dämonische Tiefe” und Bedeutung geben. Die Artikelserie und das Buch waren mehr als ein Bericht über einen NS-Prozess. Drei Fragen an Prof. Wilhelm Gräb, Berlin, Warum ist es gut, wahrhaftig zu sein?